Wie man Distanz in Volksschulen kindgerecht gestalten kann

Einleitung

Dieses Konzept wurde gemeinsam mit Volksschullehrer *innen erarbeitet. Der Ausgangspunkt ist:

  1. …, dass die Vorstellung der Schulbehörden in Österreich und Deutschland, dass alle Kindern von allen anderen den gleichen Mindestabstand immer, nicht nur in der Klasse, sondern auch in der Pause, im Hof usw einhalten, so nicht funktioniert.
  2. …, dass darüber hinaus das Distanzhalten in Schulen umso schwieriger wird, je jünger die Kinder sind.
  3. , dass man aber als Volksschullehrer*in grundsätzlich weisungsgebunden ist. Die Vorgaben der jeweilgen Schulbehörden sind demnach von Volksschulen umzusetzen
  4. …, dass es natürlich noch immer einen gewissen Handlungsspielraum für die Schulen, für die Lehrer*innen und Pädagogen*innen gibt.

Im weiteren wird daher von den behördlichen Vorgaben und dem Handlungsspielraum ausgegangen und inwieweit sie im Sinne der Kinder von den Lehrer*innen in ihrer schulischen Praxis genützt werden können.

Schritt 1

  • Der erste Schritt innerhalb des Handlungsspielraumes wäre die räumliche Trennung in 2 gemischt-geschlechtliche Kleingruppen innerhalb einer reduzierten Klasse (in Österreich werden die Klassen halbiert und im Schichtbetrieb getrennt unterrichtet) Dies bedeutet zB bei 12 Schülern zwei Kleingruppen á 6 Kinder, bei 13 Schülern eine Kleingruppe mit 6 und eine mit 7 Kindern usw. und die Schaffung eine Ganges zwischen ihnen bei weiterhin 1 Meter Abstand.
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Hier übererfüllt man die Vorgaben der Bildungsbehörde, denn durch die Bildung von 2 Kleingruppe innerhalb einer reduzierte Klassen wird das Infektionsrisiko noch weiter verkleinert und 2 Kleingruppen lassen sich leichter als eine Großgruppe mit 12 und mehr Kindern „kontrollieren“.

  1. Man kann als Lehrer*in den Unterricht fast wie gehabt durchführen, man kann Einzelaufgaben oder Gruppenaufgaben stellen, die als Team gelöst werden. Die Kinder dürfen sich ja auf ihrem Platz drehen und mit ihren Nachbarn kommunizieren, solange der 1 Meter Abstand eingehalten wird.
  2. Man kann aber auch einen Art von Wettbewerb zwischen den Kleingruppen starten, indem man ihnen zB ein Rätselaufgabe stellt und welche Kleingruppe sie als erstes löst, bekommt Punkte, einen Stern.

Wie alle Lehrer und Pädagogen, mit den ich sprechen durfte, meinten: Das Problem ist wenig die Klasse sondern die Pause und der Aufenthalt der Kinder im Hof, im Garten, auf den eigenen Spielplätzen.

Die Vorbereitung darauf kann jedoch nur in der Klasse erfolgen, wobei moralische Appelle wenig fruchten und man viel besser fährt, wenn man spielerisch gruppendynamische Prozesse nutzt.

Schritt 2

Es geht nicht nur um eine räumliche Trennung, sondern auch um eine symbolische Trennung:

  • Jeder der 2 Kleingruppen gibt sich oder erhält einen symbolischen Namen. Mir fällt hier nur Cowboys und Indianer ein und jedes Mitglied einer Kleingruppe bastelt sich in den ersten Schulstunden zB einen Hut, ein Band, .. (vielleicht auch die 2te Schutzmaske anmalen?) jeweils in der gleichen Gruppenfarbe, um die Gruppenzugehörigkeit für jeden sichtbar zu machen.

und ebenso um eine psychologische:

  • Die vorher in Punkt (1) und (2) erwähnten Teamaufgaben arbeiten bewusst mit der Gruppendynamik, also der Bildung einer Gruppenidentität und der Abgrenzung (!!!) von anderen Gruppen.
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So vorbereitet, mit farbigen Hut oder Bändern eindeutig einer Kleingruppe zuordenbar, die Schutzmaske tragend kommen die letzte Regeln vor und für die Pause:

  1. Bleibt bei eurer Gruppe!
  2. Behaltet am Gang die Maske auf!
  3. Haltet Abstand voneinander und haltet vor allem Abstand von anderen Gruppen!

Schritt 3 – Pausen, Hof

  1. Als Aufsichtsperson in den Pausen und später im Hof usw. lässt sich mit dem Kleingruppen-Konzept leichter und weniger autoritär „Ordnung halten“.
  2. Aufgrund der jeweiligen Farben, Hüte usw. erkennt man schnell und leicht wenn sich jemand von seiner Kleingruppe entfernt und kann das Kind bitten sich an die Regel zu halten, also Abstand zu halten und vorallem bei seiner Gruppe zu bleiben.
  3. Der Schwerpunkt liegt jetzt weniger darin, alle zu beobachten – was gar nicht geht – oder die kleinste Annäherung auch innerhalb der Kleingruppe sofort zu ahnden, sondern mehr dafür zu sorgen, dass die Kleingruppen auch außerhalb der Klasse Kleingruppen bleiben und Abstand zu anderen Kindern und anderen Kleingruppen einhalten
  4. Auch hier erfüllt man die Vorgaben, da man als Lehrer*in und Pädagog*in dafür sorgt, dass es nicht zu der seitens der Schulbehörden befürchteten Durchmischung der Kinder kommt.

Schluss

Mit regelmäßigen gruppendynamischen Übung in der Klasse, einem spielerischen Zugang im Allgemeinen, aber einem restriktiven, wenn sich einzelne Kinder von ihrer Kleingruppe entfernen, mit dem Schwerpunkt auf das Distanzhalten zwischen den Kleingruppen und der Hoffnung, dass sich die Kleingruppen bald in Banden* und Gangs* verwandeln, die von sich aus Abstand von einander halten: Möge die Übung gelingen.

Christopher Temt – Vater zweier Volksschüler

P.S.: Wenn man die Durchmischung der Kinder zwar in der Schule und Horts hintanhalten kann, aber sie dann auf den Spielplätzen und Parks stattfindet, ist wenig gewonnen. Daher wäre es wünschenswert, wenn die Eltern für Freizeitaktivitäten Kinder aus der jeweiligen Kleingruppe als Spielkameraden vorzugsweise wählen würden. Hier kann der Elternverein mithelfen.

** Es gibt zwar organisatorisch gut und besser Lösungen für eine bestimmte Situation, aber nie eine optimale, denn man handelt sich immer etwas ein.