Futur II oder vom Erfolg her denken
Futur II oder vom Erfolg her denken
Denken im Futur II ist für Manager besonders passend, weil sie häufig für die Fähigkeit, die Zukunft vorherzusagen, belohnt werden.
Oft kommen Kunden zu mir mit einem für sie wichtigen und belastenden Anliegen, dass in der näheren Zukunft liegt, sei es ein Ziel oder ein Projekt, sei es für sie persönlich oder betriebswirtschaftlich. Belastend in dem Sinne, dass ihnen zwar das Ziel mehr oder minder klar ist, aber der Weg dorthin, die einzelnen Schritte noch nicht.
Einer der Gründe dafür hat Conny Dethol sehr gut beschrieben: „ Denn Ziele geben nicht nur eine Richtung, sondern auch einen ORT vor, wo man in der Zukunft landen will oder soll. Und genau dieser ORT ist abgeleitet aus der Vergangenheit.“ Genau hier setzt meine Futur II – Beratung © an, denn es geht bei dieser Form der Beratung darum Ziele und Schritte nicht aus der Vergangenheit, sondern aus der Zukunft her abzuleiten.
Das Futur II prognostiziert eine abgeschlossene Handlung in der Zukunft
Es kommt also sowohl zu einer Umformulierung des Anliegens: „Sie werden Ihr Ziel XYZ erreicht haben.“ oder „Sie werden Ihr Projekt XYZ erfolgreich abgeschlossen haben.“ als auch zu einer zeitlichen Umorientierung: „Wie ist Ihnen das eigentlich gelungen?“. Der Effekt ist, da ja der Erfolg gewiss ist, dass sich der Kunde ohne Druck nur mehr an das Wie, an die einzelnen Schritte zum Erfolg „erinnern“ muss und ohne Stress lässt es sich viel leichter denken, die Kreativität fängt an zu fließen.
Im weiteren werde ich die einzelnen Schritte der Futur II – Beratung beschreiben, vor allem weil wir das Futur II selten bis nie im täglichen Sprachgebrauch verwenden und daher auch das Denken in Futur II für uns ungewohnt ist.
Gegenwart
Zu Beginn der Beratung bitte ich den Kunden das Ziel kurz und nur skizzenhaft zu beschreiben, so dass ich mir auch eine Idee davon machen kann. Ich frage bewusst nicht nach, erkundige mich nicht nach Einzelheiten, denn der Kunde ist schon genug von seinem Anliegen belastet und noch mehr Druck zu erzeugen, hilft dem Kunden in keinster Weise. Einzig, wenn der Kunde keinen Zeitrahmen von sich aus angibt, frage ich abschließend nach: „Wann ungefähr glauben Sie werden Sie Ihr Ziel erreicht haben?“.
Als nächstes bitte ich den Kunden sich einen Zeitstrahl in meinem große Seminarraum vorzustellen, der von der Gegenwart bis weit in die Zukunft reicht und den Ausgangspunkt, die Gegenwart mit einem Stuhl im Raum zu definieren.
Futur I
Nicht wirklich überraschend, bitte ich den Kunden sich einen 2ten Stuhl zu nehmen und ihn als Repräsentant für das Ziel ebenso auf dem Zeitstrahl zu platzieren. „Sie haben vorher gemeint, dass Sie Ihr Ziel in X Monaten, in Y Jahren erreicht werden. Bitte nehmen sie einen Stuhl, der Ihr Ziel darstellt und platzieren Sie ihn entsprechend auf dem Zeitstrahl, zwischen der Gegenwart und der ferneren Zukunft.“
Futur II
„Wie Sie sehen, gibt es auch eine Zukunft nach Ihrem Ziel. Ich bitte Sie, sich einen 3ten Stuhl zu nehmen und ihn ein paar Jahre später, in einer ferneren Zukunft auf dem Zeitstrahl zu positionieren. Aus dieser Position können sie in die Vergangenheit schauen und sehen unter anderem Ihr Ziel, dass Sie schon erreicht haben werden.“
Von Futur II, von der erfolgreich abgeschlossene Handlung in der Zukunft her es betrachten
Wenn der Kunde den 3ten Stuhl, das Futur II aufgestellt hat, bitte ich den Kunden darauf Platz zu nehmen und stelle aus dieser Position Frage, die vereinfacht 4 Bereiche abdecken:
1. Position abfragen: Wie geht es Ihnen jetzt auf diesem Stuhl? Was fühlen sie? …
2. Konsequenzen abfragen: Wenn sie so zurückschauen, was hat Ihnen die Zielerreichung gebracht? Wie hat es ihr (Arbeits-)Leben bis heute, hier in der Zukunft, beeinflusst, was hat sich dadurch für Sie geändert? …
3. Ziel abfragen: Wenn sie so zurückschauen, haben sie Ihr Ziel genauso und zum Zeitpunkt erreicht, wie Sie es damals geplant haben? Hat sich was am Ziel selbst geändert?
4. Das Wie abfragen: An diesem Punkt in Ihrem Leben, werden Sie Ihr Ziel schon lange erreicht haben, wie haben sie das eigentlich gemacht? An welche Schritte können Sie sich erinnern? .. Und was fällt Ihnen noch ein? …
Abschließend werden alle Ideen und Schritte niedergeschrieben und der Kunde hat eine von ihm selbst kommende praktische Anleitung, um erste Schritte für eine erfolgreiche Lösung zu setzen.
Betreffs 4., wie in der Einleitung gesagt, eben weil der Kunde nicht aus der belastenden Gegenwart mit einer einengenden Erfahrung aus der Vergangenheit denkt, sondern unbelastet aus dem Futur II auf sein abgeschlossenes Futur I schauen kann, fällt das Denken leichter und Kreativität findet ihren Platz.
Natürlich kann es auch passieren, dass der Kunde erkennt, dass die Belastung daher rührt, dass es nicht sein Ziel, sondern ein ihm fremdes Ziel ist. Dann kann man entweder in die Richtung fragen: „Was bräuchten Sie, damit das Ziel auch zu Ihrem Ziel wird?“ oder ist ganz einfach so und der Kunde lässt von diesem Ziel ab, was ja auch eine Erkenntnis ist, oder man schaut wie der Gral an dem Kunden vorbei gehen kann, man sucht einen Ausweg.
Mein Tipp: Verwenden Sie öfters das Futur II, das leider ein Schattendasein in unser Sprache und Denken fristet und in vielen Sprachen, wie zB Slowakisch gibt es kein Futur II mehr. Nehmen Sie den Erfolg als gewiss an, ein angenehmes und entlastendes Gefühl, und fragen sie sich daher nur mehr, wie sie das gemacht haben.
Christopher Temt